Unterordnung und Vertrauen

Unterordnung beinhaltet die zwei wichtigen Komponenten "Freiwilligkeit" und "Vertrauen". Diese beiden Punkte unterscheiden die Unterordnung von der Unterwerfung, die von Zwang und Gewalt lebt.

 

Zwang unterdrückt alles Natürliche und verhindert jede Kunst. Daraus folgt einer der Grundsätze klassischer Reitkunst, dass Natur ohne Kunst, aber niemals Kunst ohne Natur auskommt.

 

Mit der Unterordnung erlangt man den Gehorsam des Pferdes, darauf basiert die alte Regel:

 

"Der Ungehorsam unter dem Reiter beginnt im Stall"

 

Das Pferd kann nicht differenzieren, das es im Stall nicht gehorsam sein braucht, unter dem Reiter aber absoluter Gerhorsam erwartet wird. Im Umgang eher nachsichtig behandelt wird, jedoch unter dem Reiter jeder Anflug von Ungehorsam geahndet oder bestraft wird. Auf das Pferd wirkt dieses Verhalten willkürlich, unberechenbar und wenig Vertrauen erweckend.

 

Ein typisches Beispiel für mangelnde Unterordnung ist das Abdrängen des Menschen beim Putzen, Führen oder in der Box. In der Herde würde sich das Pferd niemals wagen den Ranghöheren abzudrängen. Es ist also wichtig genauestens über das natürliche Verhalten eines Pferdes informiert zu sein. Besonders damit die vermeintliche Unterordnung nicht in eine Unterwerfung ausartet. Dazu muss man den Moment der Unterordnung erkennen und blitzschnell weitere Maßnahmen unterlassen. Ansonsten wird daraus eine Demütigung, die der Natur des Pferdes fremd ist und das Vertrauen wieder erschüttert.

 

Unterordnung und Vertrauen stehen in einer Wechselbeziehung. Deshalb ist es auch nicht mit einer einmaligen Unterordnung getan. Verliert der Reiter das Vertrauen, verliert er auch die Unterordnung und damit den Gehorsam.

 

Sich freiwillig unterzuordnen fällt dem Menschen an sich schwer. Er neigt, wenn immer die Möglichkeit dazu besteht, einen anderen Menschen oder ein anderes Lebewesen beherrschen zu wollen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass nur 5 % der Reiter diesen Beherrschungsdrang nicht besitzen und nur weitere 15 % lernen, diesen Drang zu unterdrücken. Es könnten weitaus mehr sein, wenn diese Gruppe von 80 % wüsste wie, bzw. sich dieser anspruchsvollen Aufgabe stellen würde.

 

Es gehört zu den schönsten Momenten mit einem Pferd, wenn man fühlt, das es voller Vertrauen zu seinem Reiter seine Ängste überwindet und dem Willen des Reiters folgt. Stets in der absoluten Gewissheit, dass der Reiter nie mehr von ihm verlangt, als es momentan in der Lage ist zu leisten.

 

Dazu muss man kein Pferdeflüsterer werden. Guter Menschenverstand reicht schon aus. Würden Sie einem anderen Menschen vertrauen und sich ihm freiwillig unterordnen, der heute streng und morgen nachsichtig ist? Vor allem nachsichtig gegen sich selbst, aber unnachsichtig bei den Fehlern anderer? Sich selbst Stimmungsschwankungen zu billigt, dem Anderen aber nicht? Gute Leistungen kaum oder gar nicht belohnt, schlechte aber sofort straft? Ängstlich, unentschlossen oder nervös wirkt und das Gefühl vermittelt nicht Herr der Lage zu sein? Unklar in seinen Anweisungen ist?

 

Sicher nicht!! Und das Pferd auch nicht!! Da es, in seinen Augen, nicht auf seinen Reiter vertrauen kann, entscheidet es selbst und nähert sich dem ihm bedrohlich wirkenden Busch nicht. Ob das Pferd sich dorthin zwingen lässt ist ungewiss. Gelingt es, habe ich zwar im Moment gewonnen, die Situation wiederholt sich aber immer wieder. Gelingt es nicht und das mehrfach, wird dem Pferd langsam seine Stärke bewusst. Ihm wird klar, dass es Mittel und Möglichkeit hat, sich gegen alles zu wehren.

 

Solche Pferde werden gern zur Korrektur gegeben. Unter dem Korrektor verschwinden diese Probleme vielleicht. Kaum nach Hause gekommen, sind die Probleme wieder da, weil die eigentliche Ursache nicht behoben wurde. Das mangelnde Vertrauen, mangelnde Unterordnung und damit der Ungehorsam gegenüber dem eigentlichen Reiter bestehen nach wie vor.

 

Deshalb ist bei Pferden, bei denen dieses Bewusstsein verwurzelt ist, eine Korrektur, wenn überhaupt, auf den Korrektor beschränkt.

 

Nur das Vertrauen ist der Schlüssel zu Unterordnung, Gehorsam und tätiger Mithilfe des Pferdes und damit entscheidend für Erfolg und Misserfolg. Dies gilt für jede Art der Nutzung eines Pferdes, ob als Gebrauchs- oder Sportpferd.