Zwei Beispiele für klassische Reitkunst im modernen Sport

Das Bild oben zeigt einen Holsteiner-Hengst von Rapallo-Sacramento Song XX-Matador. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme, im Jahr 2008, war er 28 Jahre alt. Im Alter von 4 Jahren von mir angeritten, war sein erster Turniereinsatz als Springpferd im Alter von 5 Jahren. 

Im Springsport bis in die Klasse M/A eingesetzt, war sein letzter Einsatz im Springsport mit 18 Jahren. Während und nach seiner Karriere als Springpferd, Einsatz in der Dressur ebenfalls bis Klasse M. Letzter öffentlicher Auftritt mit 24 Jahren. Er wurde 32 Jahre alt.

 

Ein schönes Beispiel wie klassische Reitkunst ein vielseitig einsetzbares Pferd heranbildet und bis ins hohe Alter gesund erhält.

 

 

Anmerkung: Die Zäumung auf Hackamore wurde gewählt, weil altersbedingt kein Platz mehr für ein Gebiss zwischen Zunge und Oberkiefer war. Bei zu geringem Platz zwischen Zunge und Oberkiefer entsteht ein unangenehmer Druck auf Zunge und Gaumen des Pferdes, selbst bei hingegebenen Zügeln.

Dieses Bild zeigt einen zum Zeitpunkt der Aufnahme 10 jährigen Wallach. Eigentlich ein Holsteiner, von Larome aus einer Gonzales-Mutter, trug er einen Zweibrücker-Brand. Auch diesen Wallach habe ich im Alter von 4 Jahren in Ausbildung genommen. Seine Schmächtigkeit und seine nur durchschnittlichen Grundgangarten als Remonte trugen ihm den Spitznamen "Fuzzi" ein. Seinen ersten Turniereinsatz hatte er im Alter von 6 Jahren und errang auf Anhieb den 5. Platz in einer Trensen-L . Er war ausschließlich Dressurpferd und als ich ihn 10-jährig abgab, hatte er seine Ausbildung zum Grand-Prix-Pferd abgeschlossen. Er war erfolgreich bis Inter I, danach, zwei Jahre nach dem ich ihn abgegeben hatte, verlor sich seine Spur. 

 

Mit besonderem Stolz erfüllte mich damals die klinische und röntgenologische Ankaufuntersuchung, da er sich in einem so guten Zustand präsentierte, wie ihn der Tierarzt, bei einem Pferd seines Alters und Ausbildungsstandes nicht erwartet hatte. 

 

Er ist für mich der beste Beweis, dass die Methoden klassischer Reitkunst  die natürlichen Grundgangarten verbessern, das Pferd gesund erhalten, seine Freude an der Arbeit erhalten und es zur freiwilligen Mitarbeit anregt.

 

Besonders Letzteres vermittelt die kleine Anekdote, die er mir schenkte.

 

Getreu dem alten Grundsatz, das ein gutes, durchgebildetes Schul-(Dressur)pferd immer auch ein gutes Gebrauchspferd ist, stellte ich die Behauptung auf, das ein gehorsames, durchgymnastiziertes Pferd, das seinem Reiter vertraut, ohne wochenlanges Springtraining, nach spätestens 15 Minuten Übung ein Hindernis von 1 m Höhe ruhig und in Manier überwindet. Ich wurde beim Wort genommen und haderte mit mir selbst über mein vorlautes Mundwerk. Er war damals 8 Jahre alt und noch nie gesprungen, auch nicht im Freispringen. Zuviel risikieren, sein Vertrauen verlieren und meine ganze Arbeit zerstören, wollte und würde ich auf keinen Fall. So sicher war ich mir meiner Sache dann doch nicht.

 

Ich stellte einen Steilsprung auf einer großen Zirkellinie auf. Zunächst lag die Stange am Boden, zwischen den Ständern. Nachdem ich mit ihm ein paar Runden auf dem Zirkel ruhig über diese Stange galoppiert war, wurde die Stange erst auf einer Seite, dann auf der anderen Seite in 30 cm Höhe eingelegt. Aufnehmen oder vorwärts stellten überhaupt kein Problem dar. Als er auch dieses kleine Hindernis willig und ruhig übersprang, wurde langsam erhöht. Als ich ihn später mit stolzgeschwellter Brust in den Stall schickte, hatte er zuvor 1,20 m ruhig und in guter Manier überwunden.....